Theodor Oelckers                  Ziska’s Waffe

 

Mein Held, der du einst ritterlich gerungen,

Ruhmvoll geschlagen manche Siegesschlacht,

Kühn frechen Pfaffentrug zu Fall gebracht –

Bist auch im Tode du noch unbezwungen?

 

Schlägt deine Waffe noch auch ungeschwungen?

Der Kaiser Ferdinand kehrt’ einst zur Nacht

In Czaslau ein. Eh’ er der Ruh’ gedacht’,

Ging er zur Kirche noch, andachtdurchdrungen.

 

„Weß war die Keul’ an jenem Pfeiler dort?“ –

„Herr,“ sagt man, „Ziska trug sie in der Schlacht.“-

Der Kaiser starrt sie an – sein erstes Wort

 

Ist dann: „Still, daß der Schrecken nicht erwacht,

Der schlummernde! Hinweg von diesem Ort!“ –

Und in der nächsten Stadt blieb er zur Nacht. –

 

 

 

 

 

 

 

Theodor Oelckers                  Altes und neues Jahr

 

Es geht ein müder greiser Mann zu Grabe,

Schwer ist sein Haupt und weißgebleicht sein Haar.

Und sterbend ruft er noch sein Kindlein dar

Und giebt ihm weise Lehren, Reich und Habe.

 

Froh spielt auf Vaters Gruft alsbald der Knabe:

„Gut, daß der alte Düstre starb, daß klar

Der Himmel nun und daß als junges Jahr

Mit Blüthen ich die schöne Welt begabe!“

 

Wie überklug dünkt sich der Kleine nun!

Und. kühn und fröhlich wallend seine Bahnen,

Denkt er des Alten nicht bei seinem Thun –

 

Er kann es ja im Jugenddrang nicht ahnen,

Wie er auch sterbend wird am Ziele ruhn

Und ach! umsonst die Jugend selber mahnen!

 

 

 

 

Theodor Oelckers

 

Singt alle Welt auch stolz in diesen Tagen,

Ich singe, was dem Innersten entfloh:

Ist es nicht groß, ist es doch echt, und so

Kann ich ein schlichtes Lied zu bringen wagen.

 

Das sind nicht Byron’s noch Petrarka’s Klagen,

Noch Lieder von dem alten Salomo,

Auch nicht die Mähren des Boccaccio,

Noch etwa gar des grauen Naso Sagen.

 

Doch lauscht’ ich fern und nah’ manch’ süßem Klang,

Den gern in deutschem Reim ich ließ erschallen;

Zwar tönt er häufig Wald und Haid’ entlang,

 

Nur leider, ach! verstanden nicht von Allen:

Und darum übersetz’ ich gern den Sang

Der Lerchen und der süßen Nachtigallen.

 

 

 

Theodor Oelckers

 

Ich lobe mir den Mann, der weiß zu ringen

Im heißen Kampf um das, was ihm das Rechte,

Und gelten lass’ ich’s, wenn er zum Gefechte

Ein Lied wie Sturmesbrausen läßt erklingen;

 

Doch Alle, die da Liebeslieder singen

Am Tag vor’m Kampfe, nenn’ ich d’rum nicht Schlechte:

Das Band der Liebe fesselt keine Knechte!

Und wohl weiß seine Schleuder auch zu schwingen

 

Der Knabe David, der die Heerden weidet

Und mit der Lerche singt auf bunten Wiesen;

Er scheut ihn nicht, den Erz und Eisen kleidet.

 

Voll kühnen Muths begegnet er dem Riesen

Und hat, wie siegreich er vom Kampfe scheidet,

Ein Heldenherz – besungen nicht – bewiesen!